Lobby für den Lärm

Für viele (wichtigen) Dinge in unserem Leben gibt es eine Lobby: Mobilität, Umweltschutz, Gesundheit, Ruhebedürfnis, Wirtschaft…

Doch wer kümmert & kämpft für unser Gemüt, die dabei kaum vermeidbaren Lärmemissionen und den dafür nötigen Freiräume? Seit 2014 weist die Initiative Mehr Lärm für München Stadt und Staat darauf hin, dass diese unseren Gemütszustand und dessen Bedürfnisse gnadenlos unterschätzen, vernachlässigen und Konzepte notwendig sind, wie Spaß, Jux und Tollerei trotz widriger Umstände am Leben bleiben bzw. befördert werden.

 

Die Initiative Mehr Lärm für München versucht mit Aktionsformen erlebbar zu machen, dass Aktivitäten die laut sind und Lärm verursachen, oftmals existenziellen Grundbedürfnissen menschlichen Lebens entstammen und Laut sein eine soziale, verbindende Funktion haben kann. Zudem wollen wir die Ressource Lärm nutzen, um Verdrängung und Stilllegungen von Menschen und ihren Begegnungsstätten durch Luxussanierungen im Stadtgebiet zu verhindern.

 

Wie jede halbwegs vernünftige Lobbyorganisation fordern wir mit MehrSCHALLplan und etwas mehr als wir (wahrscheinlich) realpolitisch je durchsetzen können, um am Ende gute, gesichtswahrende Kompromisslösungen zu erzielen. Zudem wollen wir Spaß bei und an unseren Forderungen und Aktionsformen haben, denn Spaß ist uns verdammt ernst.

 

Mehr Lärm für München ist aus der Bewegung "Rettet die Münchner Freiheit" entstanden, die 2011 den Protest gegen eine Luxusneubebauung an der Feilitzschstraße in Altschwabing organisierte, für welchen ein Gebäudekomplex abgerissen wurde, in welchem auch die bekannte Bar “Schwabinger 7” und das “Monopol”-Kino beherbergt waren. Wie auch an zahlreichen anderen Orten, wurden bei der Neubebauung die (lauten) Orte des sozialen Miteinanders durch “stilles Gewerbe” (Zitat aus Bauantrag) ersetzt um Höchstpreise beim Verkauf der höchstpreisigen Luxusimmobilie erzielen zu können.


GRUNDBEDÜRFNIS LÄRM

Musiker werden von der Straße verwiesen, Plätze durch Streetworker ruhiggestellt, Freudenfeiern an der Isar aufgelöst und Subkultur an die Leine genommen. Es gibt in München kaum Platz, wo man auch mal laut sein darf!

 

Nicht nur Ruhe ist ein Grundbedürfnis, sondern auch Jux und Tollerei! Doch während das Bedürfnis nach Ruhe allseits als legitim anerkannt ist, wird das Bedürfnis nach Ausgelassenheit, stürmischer Freude, unter freiem Himmel zu Tummeln, laut zu sein und das Leben zu genießen stets eingeschränkt, reglementiert oder gar kriminalisiert. Denn der Lärm hat keine Lobby. Und so setzt sich niemand für diese Freiheit ein. Genau das wollen wir ändern. Zusammen sind wir die DIE LOBBY FÜR DEN LÄRM.

 

Warum gibt es nicht Orte in dieser Stadt an denen das Bedürfnis nach Ausgelassenheit und stürmischer Freude und Musik nicht eingeschränkt und kriminalisiert wird? Warum muss eine wunderschöne Veranstaltung mit hunderten fröhlichen Menschen am Isarufer fernab von direkten Anwohnern aufgelöst werden? Weil es Jogger stört? Weil es den Verkehr behindert? Weil es die gesellschaftliche Ordnung unterwandert? Oder einfach nur, weil es „die Regel“ ist? Meist müssen sich die Polizeibeamten selbst bei der Erfüllung ihrer Pflicht genieren.

 

Auf, auf! Seid dabei! Mit lautstarkem Krach und der passenden musikalischen Unterstützung GEGEN DIE STILLEGUNG DER STADT! Mit viel Spaß an der Sache und einer gesunden Portion Ironie wollen wir zusammen für unser Recht auf freiheitliches Leben und Mitgestaltung des öffentlichen Raums kämpfen. Wir fordern die Umsetztung des MehrSCHALLplans und die Errichtung von LÄRMSCHUTZGEBIETEN zur Förderung (kultureller) Freiräume und bezahlbarem Wohnraum in unserem geliebten München!

 

Zusammen sind wir DIE LOBBY FÜR DEN LÄRM!


Gebt uns unseren Lärm zurück!

Luxussanierungen und -neubauten erobern einen Häuserblock nach dem anderen, die Stadt verscherbelt öffentliche Grundstücke an Immobilienhaie statt Bürgerzentren zu errichten. Musiker werden von der Straße verwiesen, Plätze durch Streetworker ruhiggestellt und Subkultur an die Leine genommen. Es gibt in München kaum Platz , wo man auch mal laut sein darf! Ja sappralott, wem gehört die Stadt? UNS ALLEN!

 

An zahlreichen Orten wurden kulturelle Freiräume, Kneipen, Kinos, Theater und Restaurants bei Luxussanierungen durch „stilles Gewerbe“ ersetzt, welches pünktlich um 20 Uhr schließt. Wo noch vor ein paar Jahren Menschen zusammenkamen, sich trafen, gemeinsam speisten oder feierten, wird Stück für Stück München wortwörtlich stillgelegt. Denn nur durch eine Stilllegung ist maximaler Profit mit Kaufpreisen von über 10.000€/m² und die Verdrängung von bezahlbarem Wohnraum möglich. Kein Mensch kauft ein millionenteures Penthouse, wenn im Erdgeschoss buntes Treiben herrscht.

 

Doch nicht nur Investoren legen München lahm. Mit „THE SEVEN“ an der Müllerstaße 7 ist ein weiterer „Hochpreis-Slum“ durch einen politischen Schildbürgerstreich entstanden. Anstatt die einmalige Möglichkeit zu nutzen, in zentraler Lage im Sinne der Stadt kulturelle Freiräume und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, wurde als erstes ein städtisches Heizkraftwerk - also unser aller Eigentum - an den Höchstbietenden verscherbelt und luxussaniert. Im zweiten Schritt steigert man auch noch den Profit der Investoren um weitere 5 Millionen Euro, indem man ihm luxussanierten Grund abkauft und darauf die teuerste Kita Deutschlands errichtet.

 

Zu guter Letzt soll in einem luxussanierten Viertel natürlich ab 22 Uhr Ruhe und Ordnung herrschen. Wie selbstverständlich macht sich die Stadt am Gärtnerplatz zum Erfüllungsgehilfen und schickt Streetworker auf den Gärtnerplatz, um einem der beliebtesten Orte im Glockenbachviertel einen Maulkorb zu verpassen. Karl Valentin hätte es nicht besser aushecken können.

 

GEBT UNS UNSEREN LÄRM UND UNSERE FREIRÄUME ZURÜCK!

 

MONACO SCHWABING, LENBACHGÄRTEN, THE SEVEN oder GLOCKENBACHSUITEN – Stück für Stück wird München luxussaniert und ruhiggestellt. Orte, an denen Menschen sich begegneten werden durch „stilles Gewerbe“ ersetzt. Damit muss Schluss sein!

 

Die Stadt darf nicht den leisen, stillen Luxusplanern überlassen werden. Darum wollen wir das Übel der städtischen Stilllegung an der Wurzel packen – mit MEHR LÄRM FÜR MÜNCHEN. Wo wir Bewohner uns treffen, gute Laune haben, da sind wir auch mal laut. Wo Lärm und Krach herrschen, kommt keiner auf die Idee 10.000€/m² für ein luxuriöses Penthouse auszugeben und bezahlbaren Wohnraum zu verdrängen. Leben, gute Laune und Lärm dürfen nicht zugunsten einer teuren Tristesse verschwinden.

 

Wir fordern die Stadt München auf - nach Jahrzehnten des Zusehens - endlich progressiv und effektiv Wuchermieten und der Verdrängung öffentlicher Räume entgegenzutreten. Wir appellieren an die Politik bisherige Maßnahmen zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums als auch der Förderung öffentlichen Lebens - auf ihre Effektivität hin - kritisch zu überprüfen. Wir wollen den Totengräbern unserer Stadt mit Wums, Krach und dem nötigen Humor die Stirn bieten. München darf nicht leise werden!


Mehr Lärm Für München = Viel Lärm um nix?

Wir sehen die Verdrängung des LÄRMS als Symbol für die Verdrängung der Bewohner aus dem öffentlichen Raum und dessen Gestaltungsfreiheit. Die Stadt wird gemeinsam mit Investoren RUHIG gestellt.

 

Lebendige Großstadtkultur zulassen

Wir fordern München auf, aufzuhören gegen ein lebendiges Miteinander seiner Bewohner  vorzugehen. Bei der organischen Entwicklung einer Großstadt entstehen Viertel, in denen es bunter und lauter zugeht, als in anderen. Menschen mit ähnlichen Interessen finden sich zusammen. Die flächendeckende Zerschlagung lebendiger Lebenskulturen im Sinne einiger Investoren führt zur Gleichmachung aller Stadtteile. Das ist antidemokratisch. Wir fordern Lebensräume in München für alle Interessensgruppen.

 

Demokratische Gestaltung bei der Städteplanung

Die Stadt München hat die Gestaltungshoheit über ihre Quartiere verloren. Investoren bestimmen in welche Richtung sich unser Zuhause entwickelt. RUHIGER, TEURER, DUNKLER! Geld bestimmt, wie wir Bewohner zu leben haben. Mit Demokratie hat Stadtentwicklung in München momentan nichts gemein.

Doch statt diese Entwicklung mit allen Kräften zu stoppen, hat die Stadtregierung, bzw. ihr Tochterunternehmen - die Stadtwerke München (SWM), diese Entwicklung noch befeuert. Sei es bei den ehemaligen Heizkraftwerken Feilitzschstraße und Müllerstraße oder die Villa an der Muffathalle. Statt hier Bürgerzentren einzurichten, wird städtisches - also unser aller Eigentum - an den Höchstbietenden verscherbelt und luxussaniert. Anstatt Filetgrundstücke zu nutzen, um aktiv die Viertel im Sinne ihrer Bürger zu gestalten, werden diese Investoren zur privaten Gewinnmaximierung überlassen.

 

Freie Flächen für die Freie Szene - Subkultur ermöglichen

Wir fordern München auf, deutlich mehr als bis jetzt, eine Freie Kunst- und Kulturszene zu ermöglichen. Dazu bedarf es keiner farcehaften Planungen von "Kunstquartieren", wie an der Schweren-Reiter-Straße, an denen bereits vorher Künstler und Kreative Platz gefunden hatten, sondern es bedarf lediglich der Bereitstellung von Freiflächen. Künstler und Kreative brauchen keine schlüsselfertigen Kreativpavillons. (Sub-)Kultur braucht lediglich bezahlbaren Raum um gedeihen zu können.

Warum nicht die über 1000 leerstehenden städtischen Gebäude gegen einen symbolischen Betrag vermieten. Diese Flächen würden mit offenen Armen empfangen, aufpoliert und genutzt werden. Innerhalb kürzester Zeit könnten zahllose Projekte unsere Stadt bereichern ohne die städtischen Kassen zu belasten.